Zur Geschichte der SBV Solingen eG

Die SBV Solingen eG

Die ersten Wohnungsgenossenschaften entstanden in Solingen Ende des 19. Jahrhunderts. Genau am 11. Juli 1897 fand die Gründungsversammlung des Solinger Spar- und Bauvereins in der Gaststätte „Zur Reichspost“ statt. Dabei wurden die genossenschaftliche Selbstverwaltung und die Unkündbarkeit der Wohnungen – solange der Mieter nicht gegen die Grundsätze der Genossenschaft verstieß – bereits in den Statuten festgeschrieben.

 

Gründung

Auch Ziel und Zweck des Vereins wurden genau festgelegt: „Gegenstand des Unternehmens ist der Bau, Erwerb und die Verwaltung von Wohnhäusern, deren Vermietung ausschließlich an die Genossen sowie die Annahme und Verwaltung von Spareinlagen der Genossen und deren Angehörigen.“ Initiator und entscheidende Persönlichkeit für die Anfangsjahre der Genossenschaft war Pfarrer Otto Müller. Für ihn stellten Genossenschaften das geeignete Instrumentarium zur „Abhilfe der Wohnungsnot“ dar: „Sie hatten gezeigt, dass selbst ohne jegliche Staatshilfe brüderliche Vereinigung und ernste Arbeit mit gutem Erfolg der Wohnungsnot entgegensteuern kann.“ Zudem nahmen an dem Gründungstreffen eine Handvoll Arbeiter der Firma Weyersberg & Kirschbaum teil, und auch der Geschäftsinhaber trat der Genossenschaft bei.

 

Anfangsjahre

1910 verfügte der SBV über 17 Häuser mit 72 Wohnungen. Wert wurde auf eine „moderne“ Ausstattung mit Namens-Klingelschildern, Fußmatten im Flur und ordentlichen Briefkästen sowie Steinböden und Fliesen in Küche und Bad gelegt. Die Toiletten und Bäder in den Wohnungen bildeten abgeschlossene Einheiten – keine Selbstverständlichkeit in dieser Zeit!

 

Mitgliederzuwachs

Ab 1910 wirkte sich die veränderte Haltung der Sozialdemokratie gegenüber den Genossenschaften auch auf die Entwicklung des Solinger Spar- und Bauvereins aus. Der Aufruf der „Arbeiterstimme“ an die Solinger Arbeiter, sich „zahlreich“ aufnehmen zu lassen, blieb nicht ohne Wirkung. Die Mitgliederzahl stieg im Jahr 1913 auf 614. Aufgrund dieser Entwicklung wurde noch vor dem 1. Weltkrieg mit dem Bau einer der damals schönsten Siedlungen der Genossenschaft an der Lerchenstraße begonnen.

 

1920er Jahre

Die große Bauphase der Genossenschaft begann in den 1920er Jahren. Innerhalb von 13 Jahren entstanden 934 Häuser mit 3048 Wohnungen. Die nach der Gartenstadt-Idee errichteten Siedlungen an der Köcherstraße, der Lerchenstraße, im Kannenhof, Böckerhof und Weegerhof galten seinerzeit als vorbildlich und wegweisend für den sozialen Kleinwohnungsbau. Meist gehörten zu den Siedlungen weitläufige Grünflächen, später auch Kindergärten und Gemeinschaftsräume. Zudem wurden wichtige Waren zentral eingekauft, von Kohlen über Öfen bis hin zu Tapeten, die zu niedrigen Preisen an die Genossenschaftler abgegeben wurden.

Auch das „Waschhaus Weegerhof“, heute Veranstaltungsraum und Museum, wurde 1928 gebaut – und bis 2005 betrieben. In früheren Zeiten wurde hier die Wäsche von bis zu 650 Familien aus der Siedlung gewaschen und getrocknet. Die damals fortschrittliche Technik reduzierte dabei die Arbeitsdauer für die Hausfrau auf drei Stunden, was einer kleinen Revolution gleichkam. Die antiken Waschmaschinen und mächtigen Mangeln des wohl einzigen Waschhauses Deutschlands mit erhaltener Originalausstattung wird seit Eröffnung im November 2007 als Museum durch Ausstellungsstücke des Industriemuseums und aus Privatbeständen ergänzt.

 

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

In der NS-Zeit verlor der Spar- und Bauverein weitgehend seine Selbständigkeit. Sozialpolitische Sondereinrichtungen wie eine Sterbegeld-Unterstützungskasse wurden verboten, und kurz vor Kriegsausbruch musste der Bauverein seine Sparkonten, auf denen sich rund eine Million Reichsmark befanden, an die Sparkasse übergeben. Bei Bombenangriffen, insbesondere dem Großangriff auf Solingen vom 4. auf den 5. November 1944, wurde ein Viertel der Wohnungen des Spar- und Bauvereins zerstört.

 

Nachkriegszeit

Von 1951 bis 1952 wurden viele der zerstörten Wohnungen/Häuser wieder hergerichtet, allerdings unter moderneren Prämissen. So entstand etwa an der Kotter Straße eine neue Großsiedlung mit 391 Wohnungen, von denen die meisten – so eine Auflage des Landes NRW, das den Bau gefördert hatte – an Flüchtlinge und Aussiedler vergeben wurden.

Der Wiederaufbau von gänzlich zerstörten Häusern war 1961 abgeschlossen, in den Folgejahren entstand die große Siedlung am Wasserturm sowie die am Bavert und der Malteserstraße. Zudem beschritt der SBV einen neuen Weg, indem er gezielt auch Einraum-Wohnungen für Alleinstehende schuf, da es nach dem Zweiten Weltkrieg einen Frauenüberschuss gab. Insgesamt wurden in den Nachkriegsjahren über 4000 neue Wohnungen – mehrheitlich mit staatlicher Hilfe der verschiedensten Förderungssysteme – gebaut.

Auf den Trümmern etwa im Maltesergrund entstanden moderne Mehrfamilienhäuser. Auch an der Hasseldelle, in Meigen und am Brühler Berg entstanden in den 1970er Jahren neue Siedlungshäuser. Allen gemeinsam war der Wunsch der Mitglieder nach einem Wohnen in „guter Luft“ abseits der Hauptstraßen mit genügend Platz draußen für die Kinder zum Toben und Spielen sowie möglichst kurzen Wege zu Schulen und Einkaufsmöglichkeiten.

Seither setzt die Spar- und Bauverein eG als eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften Deutschlands nicht zwangsläufig auf Wachstum, sondern auf ein nachhaltiges Wachsen. Denn Wohnraum beim SBV soll nicht nur bezahlbar bleiben, sondern auch zukunftsfähig sein. Dazu gehört, dass der SBV vermehrt in die energetische Sanierung von Altbestand, den Bau von Kitas und in seniorengerechte und barrierefreie Wohnungen investiert. Das Projekt „SeniorenWohnen Weegerhof“ etwa wurde mit dem „Landespreis für Architektur, Wohnungs- und Städtebau Nordrhein-Westfalen 2012“ ausgezeichnet.