Das KunstDenkmal-Projekt „Stolpersteine“ gilt als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Seit Januar gibt es einen solchen Messingstein auch in einer unserer Siedlungen auf der Weinsbergtalstraße.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Gegen das Vergessen geht der deutsche Künstler Gunter Demnig seit über 30 Jahren vor: Er verlegt besondere Pflastersteine vor Häusern, in denen Opfer der Nationalsozialisten ihren letzten bekannten selbst erwählten Wohnsitz hatten – Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch Verfolgte etc..
Auf den kleinen Gedenktafeln kann man lesen, wer hier wann lebte, das Deportationsjahr, den Ort bzw. das KZ, zu dem man ihn oder sie brachte, sowie Angaben zum Schicksal der Opfer. Die kleinen rechteckigen Messingplatten sind eine Erfolgsgeschichte: Mehr als 100.000 Stolpersteine wurden bisher in Deutschland und in weiteren europäischen Ländern verlegt, rund 150 allein in Solingen. Das Projekt gilt als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Mancherorts gibt es Kritik, dass man über diese kleinen Steine einfach hinweggehe. Dieser Kritik widerspricht Gunter Demnig: „Wer sich bückt, um die Inschrift der Stolpersteine zu lesen, verbeugt sich vor den Opfern.“ Anfang des Jahres wurde nun ein solcher Stein vor dem Haus Weinsbergtalstraße 33 in den Boden eingelassen. Er erinnert an Paul Claasen, 1891 geboren, einer der Mitbegründer des ersten Arbeiterschwimmvereins in Solingen, der 1919 in die neu gegründete KPD eingetreten war. Er kämpfte während des Kapp-Putsches gegen die Reichswehr und die konterrevolutionären Freikorps, die die Weimarer Republik zu Fall bringen wollten. Nach dem Reichstagsbrand organisierte er zusammen mit anderen den Wiederaufbau illegaler Gewerkschaftsgruppen im Raum Wuppertal. Am 16. Mai 1935 wurde er durch die Gestapo verhaftet, vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, nach Österreich ins KZ Mauthausen überstellt, das er nur durch die Hilfe eines tschechischen Arztes, der ihn als Hilfssanitäter einsetzte, überlebte.
Ziel des Projekts ist es, den Opfern ihre Namen zurückzugeben und deutlich zu machen: Diese Menschen waren Nachbarn. Ihre Schicksale sollten uns nicht egal sein. Indem wir mehr über sie erfahren, kommen wir ihnen nahe.
Weitere Informationen zu dem Projekt und auch zu Paul Claasen hier: